Hamburg-St.Pauli:
„Aufsuchende Beteiligung“



Als erfolgreiches Mittel gegen die Gerüchteküche in Brennpunkten der Stadtentwicklung wurde auf dem NSP-Kongress die Gemeinwesenarbeit (GWA) St.Pauli e.V. vorgestellt. Ihr Kommunikations-Ansatz: „Perspektive umdrehen – St.Pauli selber machen!“

Folgerichtig: Diskutieren aus Perspektive der Betroffenen
Durch den Wechsel der Blickrichtung werden rund um den Hamburger Spielbudenplatz nicht große Planungen in den Beteiligungsring geworfen. Vielmehr werden interessierte Bewohner ausdrücklich ermutigt, Wünsche auszudrücken und daraus eigene Ideen für den Kiez zu entwickeln.

Erleichtert wird diese Aktivierung dadurch, dass nicht nur die 'großen' Planungsthemen im Mittelpunkt stehen. Ganz bewußt geht es auch um kleinteilige Verbesserungen im Gebiet. Sie bieten niedrigschwellige Anknüpfungspunkte, die das Schweigeklima aufweichen und erlauben, unter den Betroffenen potenzielle Partner auch für eine Planungsdebatte zu identifizieren.

Die Handlungsangebote der GWA St.Pauli:
  • „Wunschproduktionen“
    Hier sind Anwohner – alleine oder in Gruppen – eingeladen, eigene Verändrungsideen für ihre Nachbarschaft in verschiedenen Formen sichtbar zu machen. So entstehen Manifeste, Bilder und sogar Filme.
    Sie geben den offiziell Planenden einen friedlichen Einblick, in das, was sonst zum emotionalen Treibstoff hitziger Auseinandersetzungen in der Stadtöffentlichkeit werden könnte.
  • „Öffentliche Gestaltungsberatung“
    In Anlehnung an die Prinzipien des britischen "Community Design" werden gestalterische Lösungen für konkrete Orte im Wohn- und Lebensumfeld auf St.Pauli erdacht und nach Möglichkeit unter Mitarbeit der Betroffenen umgesetzt. Das schafft positive Aktionsmöglichkeiten und bindet Engagement.
  • „Stadtteilregal“, dialogorientierte Internetseite und „Runde Tische“
    In einem 'Stadtteilregal' liegen aktuelle Informationen zur Stadtteilentwicklung öffwentlich aus. Eine Internetplattform mit Stadtteilblog für jedermann und eine Serie Runder Tische bieten für die Engagierten und möchlicherweise Zornigen vielfache Ausdrucksmöglichkeiten innerhalb der Kommunikationsstategie. Das bedeutet für Verwaltung, Planer und Wohnungswirtschaft von Fall zu Fall harte Gespräche. Aber: Der Gesprächfaden reißt nicht ab. Die Wahrscheinlichkeit unkontrollierter Gerüchte und bösartiger Grabenkämpfe kann deutlich reduziert werden.






st paule Foto: Wikipedia/San Andreas












Meine Einschätzung:
Langfristiger Vertrauensaufbau auch durch unkonventionelle Aktionsformen ist den Aufwand in vielen Fällen wert.

Das spezifische Kommunikations-
format aus Hamburg eignet sich
als 'Methodensteinbruch' auch
für brandenburgische Städte
– besonders, um mit Betroffenen-
gruppen Kontakt zu halten, die
sich sonst in argumentativen
Gräben festsetzen würden.








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